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Historisches Stichwort Juli 2023: Milchtransport mit der Straßenbahn

Im Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet. Als Grund wurden die unzureichenden oder ganz ausgefallenen Reparationszahlungen nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg genannt. Die Straßenbahnlinien waren von Anfang an vom Einmarsch betroffen. Die Französischen Besatzungsbehörden untersagten mehrfache deren Betrieb komplett und forderten außerdem, dass der Verkehr gegenüber dem Betrieb im Vorjahr nicht ausgeweitet werden durfte. Durch die galoppierende Inflation waren bereit vor dem Einmarsch zahlreiche Straßenbahnlinien ausgedünnt oder stillgelegt worden. Da die Staatsbahn nur eingeschränkt verkehrte wollte die Besatzung sicherstellen, dass die Straßenbahn keine Ersatzverkehre fuhr.

Problematisch war seinerzeit auch die Lebensmittelversorgung, insbesondere die Anlieferung von Milch. Die BOGESTRA beförderte 1923 Milch von Marl nach Bochum. Diese ungewöhnliche Verkehrsleistung war im Juli 1923 durch die verordnete Sperrung der Herner Innenstadt für den Straßenbahnverkehr gefährdet. Die Stadtverwaltung Bochum stellte fest:

Um 4 Uhr vomittags fahren 2 Motorwagen und 2 Anhänger von Bochum über Herne-Recklinghausen nach Sinsen, 2 weitere Motorwagen und Anhänger fahren um 5 Uhr ab. Die Milch trifft in Sinsen bis 8 Uhr vormittags ein. Die Verladung usw. zieht sich bis um 10 Uhr hin, sodaß die Milch nachmittags zwischen 2 – 4 Uhr erst in Bochum eintrifft. Sie muß dann hier bearbeitet werden und kann erst am nächsten Tage zur Ausgabe gelangen.